Definition Digitale Grund­kompe­tenzen

Allgemeine Definition

Digitale Grundkompetenzen lassen sich in einer allgemeinen Form wie folgt zusammenfassen:

  • die Kompetenz, Software und Hardware zu nutzen
  • die Fähigkeit, digitale Inhalte und Anwendungen zu nutzen und kritisch zu hinterfragen
  • die Fähigkeit, digitale Inhalte zu erzeugen
Angelehnt an Coffin Murray und Pérez 2014

Digitale Grundkompetenzen beschreiben die Fähigkeit, Anwendungen und Programme auf verschiedensten Geräten (Computer, Touchpad, Smartphone, Billettautomaten etc.) zu nutzen und damit Inhalte abzufragen, zu verändern und/oder zu erstellen.

Der Aufstieg sozialer Medien und die Omnipräsenz von meinungsbildenden Botschaften im Internet rücken zunehmend auch die Kompetenz, digitale Inhalte kritisch hinterfragen und nutzen zu können, in den Fokus. Der europäische Referenzrahmen zu Schlüsselkompetenzen hält hierzu fest:

Digitale Kompetenz umfasst die sichere, kritische und verantwortungsvolle Nutzung von und Auseinandersetzung mit digitalen Technologien für die allgemeine und berufliche Bildung, die Arbeit und die Teilhabe an der Gesellschaft. Sie erstreckt sich auf Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Zusammenarbeit, Medienkompetenz, die Erstellung digitaler Inhalte (…), Sicherheit (…), Urheberrechtsfragen, Problemlösung und kritisches Denken.

Gemäss EU-Referenzrahmen des
Rats der europäischen Union 2018

Aus dieser Definition resultieren fünf Kompetenzbereiche, mit welchen sich digitale Kompetenzen umschreiben lassen:

  • Information:
    Informationen suchen, sammeln, organisieren, auswerten und einordnen
  • Kommunikation:
    Digitale Kommunikationskanäle nutzen, Datenressourcen teilen, digitale Hilfsmittel zur Zusammenarbeit nutzen, Interaktion mit anderen Nutzergruppen vereinfachen, interkulturelles Bewusstsein schaffen
  • Erzeugen von Inhalten:
    Digitale Inhalte (Text, Illustrationen, Foto, Video etc.) erstellen und verändern
  • Sicherheit:
    Schutz der Privatsphäre, Daten und Identität; Anwendung von Sicherheitsmassnahmen, um eine sichere und nachhaltige Informatikumgebung zu schaffen
  • Problemlösung:
    Effizienter und kreativer Einsatz digitaler Produkte zur Problemlösung
Übersetzung des EU-Referenzrahmens,
Europäische Kommission 2013

Im Zusammenhang mit digitalen Kompetenzen ist der englische Begriff ‘Digital Literacy’ weit verbreitet. Er ist mit dem Konzept der Literalität verwandt und bettet die Fertigkeiten des Lesens und Schreibens in den heutigen Kontext digitaler Technologien ein. Zentral sind dabei der Umgang mit Informationen sowie das Know-how, grundlegende alltägliche Aufgaben mithilfe digitaler Technologien erfüllen zu können. Aufgrund der steigenden Komplexität und Verschachtelung unterschiedlicher Kompetenzen und Begriffe ist auch von ‘Multiple Literacies’ oder ‘Transliteracies’ die Rede. Damit werden die bestehenden Definitionen um eine kulturelle Dimension ergänzt. Hierfür spricht auch, dass digitale Technologien nicht nur zur Informationsbeschaffung, sondern genauso zur Unterhaltung und zum gesellschaftlichen Austausch genutzt werden. Entsprechend wird umso deutlicher, dass digitale Kompetenzen nicht losgelöst vom kontextuellen Umfeld betrachtet werden können.

Orientierungs­rahmen zu digitalen Kompetenzen

In der Schweiz lancierte der Bundesrat 2016 die Strategie «Digitale Schweiz». Sie beabsichtigt, dass die sich aus der Digitalisierung ergebenden Chancen optimal genutzt werden. Als eine der zentralen Handlungsachsen verfolgt die Strategie unter anderem das Ziel der ‘digitalen Befähigung’:

Alle Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz sowie Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Ausland sollen auch in Zukunft befähigt werden, in kompetenter Weise an digitalisierten, politischen, sozialen, wirtschaftlichen und Kulturellen Prozessen teilzunehmen. … Um die Menschen zu befähigen, bedarf es einer verstärkten Vermittlung der notwendigen digitalen und transversalen Kompetenzen. Auszug aus der Strategie «Digitale Schweiz»
des Bundesamts für Kommunikation 2018

Diesem Ziel folgend wurde 2019 im Zusammenhang mit der Umsetzung des Weiterbildungsgesetzes unter Leitung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) ein Orientierungsrahmen zu digitalen Grundkompetenzen für die Schweiz erarbeitet. Dieser «dient Subventionsgebern, den Organisationen der Weiterbildung und vermittelnden Stellen als Orientierungshilfe, den Bereich der IKT-Grundkompetenzen konkreter beschreiben zu können» (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI 2019).

Zur Ermittlung der wichtigsten Handlungsbereiche bezieht sich der Orientierungsrahmen auf «spezifische Aufgaben im täglichen Leben und am Arbeitsplatz», welche es durch die Beherrschung der entsprechenden digitalen Kompetenzen typischerweise zu bewältigen gilt:

  • Kommunikation und Koordination mit dem sozialen Umfeld
  • Teilhabe am sozialen Leben (z.B. Verein, Quartier)
  • Wirtschaftliche Beziehungen gestalten (z.B. Bezahlen, Ein und Verkaufen)
  • Mobilität im öffentlichen Raum (z.B. Benutzung des öffentlichen Verkehrs, Urlaubsplanung und gestaltung)
  • Behördenkontakt und korrespondenz (z.B. Steuern, Adressänderungen)
  • Abstimmungen und EVoting, Teilhabe an politischen Organisationen
  • Informationsbeschaffung und verarbeitung
  • Teilnahme am lebenslangen Lernen
Aufzählung gemäss Orientierungsrahmen des SBFI 2019

Der Orientierungsrahmen des SBFI fasst die obigen Aufgaben in fünf Handlungskompetenzbereichen zusammen und listet zugehörige Handlungskompetenzen auf. Ausserdem zeigt er auf, welche transversalen Kompetenzen vorausgesetzt sind, die sich aus den anderen im Weiterbildungsgesetz aufgeführten Grundkompetenzen ergeben (Lesen und Schreiben, Alltagsmathematik sowie mündliche Ausdrucksfähigkeit).


Abbildung gemäss Orientierungsrahmen des SBFI 2019

Laut dem Orientierungsrahmen sind insbesondere die Nutzung von digitalen Geräten und Online-Diensten, die Informationsbeschaffung und die digitale Kommunikation zentral. Dabei soll auch die Achtung der Privatsphäre, des Urheberrechts, des Datenschutzes und der persönlichen Gesundheit mitberücksichtigt werden. In Anbetracht des raschen technologischen Fortschritts ist eine laufende Anpassung des Orientierungsrahmens notwendig und vorgesehen. Entsprechend unterliegt auch die Definition der zentralen digitalen Grundkompetenzen einem stetigen Wandel.

Vorherige Seite: Übersicht | Nächste Seite: Unzureichende digitale Kompetenzen
Literaturhinweise:

Bundesamt für Kommunikation. 2020. Strategie Digitale Schweiz, abrufbar unter: Zur Website.

Bundesamt für Statistik. 2019. Ungleiche Verteilung digitaler Kompetenzen bei Internetnutzerinnen und -nutzern in der Schweiz: Neuchâtel: Bundesamt für Statisktm abrufbra unter: Zur Website.

Bundesamt für Statistik. 2021. Erhebung zur Internetnutzung 2021: Kultur, Medien, Informationsgesellschaft, Sport. Neuchâtel: Bundesamt für Statistik, abrufbar unter: Zur Website.

Kluzer Stefano, Punie Yves, Vuorikari, Riina. 2022. DigComp 2.2: The Digital Competence Framework for Citizens. With new examples of knowledge, skills and attitudes. Luxembourg Publication Office of the European Union, abrufbar unter: PDF-Dokument.

Peter, Marc K, Christ Miriam, Lindeque, Johan, Mändli Lerch, Strohm, Volker. 2022. Digitale Schweiz 2022: Monitor Bank WIR #1. Projektbericht. FHNW Hochschule für Wirtschaft, gfs-zürich, Bank WIR. Basel und Olten, Juni. Abrufbar unter: PDF-Dokument.

Rat der Europäischen Union. 2018. Empfehlung des Rates vom 22. Mai 2018 zu Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen. Rat der Europäischen Union, abrufbar unter: PDF-Dokument.

Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innvoation SBFI. 2019. Orientierungsrahmen Grundkompetenzen in Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), abrufbar unter: Zur Website.

Weitere verwendete Literatur

Agenda